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Welches Fell ist das Richtige?

  • Autorenbild: Ju Ki
    Ju Ki
  • 13. Dez. 2020
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 17. Dez. 2020


Bildquelle: Koch alpin GmbH


Eine Frage die sich wohl nicht nur die Touren-Neulinge unter uns stellen. Selbst die unter den alten Hasen hört man auf den Parkplätzen der Skitouren-hot-spots immer wieder dieselben Diskussion. Welches haltet am besten am Ski, welches hat den besten Grip, wie oft kann man noch auffellen bevor der Kleber nichts mehr taugt. Das sind wohl die gängigsten Fragen die sich alle gleichermaßen stellen. Nun wie es eben in der Natur der Sache liegt, welches das "Richtige" ist hängt immer vom Anwendungszweck ab. Einen Überblick zur besseren Entscheidungsfindung findet ihr hier!


Mohair / Mix / Nylon

Als erstes stellt sich die Frage aus welchem Material denn das Fell überhaupt bestehen soll. Generell kann man zwischen drei Arten von Fellen unterscheiden. Jene aus 100% Mohair Fell (aus den Haaren der Angoraziege), die aus einem Mix aus Mohair und Nylon Fasern bestehen (meist irgendwo in einem Verhältnis von ca. 70% Mohair zu 30% Nylon, das kann je nach Hersteller variieren) und Felle die nur aus künstlichen Nylonfasern gefertigt sind.


Mohair Felle

Mohair ist ein Begriff aus der arabischen Sprache und bezeichnet ein Gewebe das aus Haar gefertigt ist. Die Haare stammen in dem Fall von der Angoraziege. Sie werden bei Skifellen aufgrund ihrer besonderen Eigenschaften verwendet. Die Haare sind sehr fein mit einem Durchmesser von nur 0,03 mm. Dennoch sind sie sehr robust und innen hohl (Hohlfasern). Sie bleiben auch bei großer Kälte weich und geschmeidig.

Die Vorteile von Fellen aus Mohair sind, dass sie sehr gute Gleiteigenschaften aufweisen, durch die Hohlfasern vergleichsweise leicht sind und auch bei tiefen Temperaturen noch ausgezeichnet funktionieren. Der Nachteil der mit den Naturfasern jedoch einhergeht ist, dass sie nicht so robust sind wie Kunstfasern. Vor allem raue griffige Skipisten machen den Mohairfellen zu schaffen. Wohler fühlen sie sich definitiv im Gelände mit fluffigen Schnee unter der Sohle!


Mix Felle

So werden Fellen bezeichnet, die zum Teil aus Mohair und zum Teil aus Nylon gefertigt werden. Meist mit einem Anteil von ca. 2/3 Mohair und 1/3 Nylon. Solche Felle sind meist etwas günstiger als die Mohairfelle da Einkauf und Verarbeitung von Naturhaaren einfach teurer ist. Der große Vorteil gegenüber den reinen Mohairfellen ist, dass sie deutlich robuster bzw. langlebiger sind. Aus diesem Grund erfreuen sich die Mixfelle auch sehr großer Beliebtheit. Im Gegenzug sind sie etwas schwerer und gleiten mit nicht ganz so graziler Eleganz.


Nylon Felle

Solche Felle sind eher selten. Ich bin mir ehrlichgesagt nicht einmal ganz sicher, ob man die überhaupt noch kaufen kann. Nunja möglich ist es. Wie es der Name auf jeden Fall schon andeutet sind diese Felle zur Gänze aus Kunstfasern. Ultrarobust und wohl ultra langsam. Ich würde niemanden empfehlen sich so ein Fell zuzulegen.


Kleber / Hybrid / Adhäsion

Die zweite wichtige Frage ist welche Art von Kontaktmittel das Fell auf dem Ski haften lässt. Jahrelang gab es eigentlich immer nur the one and only - Kleber! In den letzten Jahren haben wurde aber auch die Adhäsionstechnologie zur praktikablen Alternative weiterentwickelt. Einige Hersteller versuchen auch die Vorteile beider Varianten zu Kombinieren (z.B. Contour-Hybrid) .


Kleber

Kleber, bzw. auch als "Hot-melt" bekannt ist seit jeher das Haftmittel der Wahl wenn es darum geht das Fell am Ski zu halten. Auch heute noch ist der klassische Kleber mit Sicherheit das gängigste Kontaktmittel und das nicht ganz zu Unrecht. Die Vorteile liegen auf der Hand. "Das Zeug pickt wie Sau" (wie wir hier sagen würden). Klebefelle haften sehr gut am Skibelag, sind nicht ganz so empfindlich auf Verschmutzung der Klebefläche, lassen sich auf einer Tour auch mehrmals neu Auffellen und kleben dann auch noch wenn sie schon etwas feucht geworden sind. Mit der Zeit wird der Kleber jedoch alt und sammelt einiges an Schmutz auf. Wie lang der Kleber gut ist hängt natürlich ganz von der Verwendungshäufigkeit ab aber irgendwann kommt man meist zu einem Punkt wo der Kontaktkleber erneuert werden muss. Für dieses Problem haben einige Hersteller aber auch Lösungen im Programm wie beispielsweise Ersatzkleber aus der Tube oder so genanntes Transfertape. Das muss man einfach auf die alte Klebefläche aufbügeln und der Kleber ist wie neu. Wo die klassischen Klebefelle immer schon etwas problematisch waren ist, wenn man sie bei eisigen Temperaturen öfters Auffellt. Hier kann es dazu kommen, dass der Kleber einfach nicht mehr so recht halten will. Aber dafür gibt es auch schon seit jeher ein gängiges Hausmittel. Fell nach dem Abziehen unter die Jacke damit der Kleber schön warm bleibt!


Hybrid

Diese Technologie kenne ich vor allem von den Contour Fellen. Dabei werden die Eigenschaften beider Hafttechnologien, Kleber und Adhäsion, miteinander kombiniert.

Contour sagt dazu folgendes: Die Haftschicht hält das Fell zuverlässig am Skibelag, lässt sich mühelos abziehen, hinterlässt keine Rückstände und funktioniert auch bei tiefen Temperaturen und mehrmaligem Auffellen hervorragend. Eine zweite Lage Kleber schafft die Verbindung zwischen dem Fellrücken und der Haftschicht. ABER: Staub, Schmutz und Rückstände von Skiwachs verringern die Klebrigkeit und erfordern eine Reinigung der hybrid Klebefläche. Deshalb ist es wichtig, die Klebrigkeit der hybrid Haftschicht regelmäßig zu kontrollieren und ggf. zu reinigen. Ich selber habe leider noch keine große Erfahrung mit dieser Technologie machen dürfen. Einige Tourenpartner hab solche Felle aber fleißig in Verwendung und sind durchwegs begeistert. Bei einer Tour mussten wir 5 Mal neu auffellen und auch da gab es mit den Hybridfellen meines Gefährten absolut keine Probleme. Sobald ich selber die Chance bekomme diese Felle auszuprobieren werde ich den Beitrag natürlich aktualisieren.


Adhäsion

Adhäsion kommt vom lateinisch adhaerere und bedeutet „anhaften“. Die Adhäsion ist ein physikalischer Zustand bei dem zwei Flächen eine Bindung zueinander ausbilden ohne der Beteiligung eines Klebstoffs oder dergleichen. Diese Kraft beruht auf molekularen Wechselwirkungen, die zugrundeliegenden Prinzipien sind nicht alle vollständig erforscht. Aber genug der Theorie und zurück zur Praxis. Vor inzwischen mehr als 10 Jahren hat der österreichische Fellhersteller "Gecko" diese Technologie zur Praxistauglichkeit entwickelt. Diese Felle kommen gänzlich ohne Kleber aus. Also keine Probleme mit Kälte auf jeden Fall. Entscheidend bei den Adhäsionsfellen ist, dass der Belag sowie die Klebefläche sehr sehr sauber sind und sich keine Feuchtigkeit darauf befindet. Sobald Schnee oder Wasser zwischen Fell und Ski kommen hängt das Fell schnell mal neben dem Ski und da gehört es wohl eher nicht hin. Die Meinungen zu diesen Art von Fellen sind sehr unterschiedlich. Einige kommen sehr gut damit zurecht, andere gar nicht. Woran das genau liegt kann ich leider nicht sagen. Wer den Kauf eines Adhäsionsfells in Betracht zieht sollte sich auf jeden Fall mit der richtigen Handhabung auseinandersetzen. Wer auf innovative Sachen steht und bereit ist etwas herum zu experimentieren findet hier vielleicht einen guten Tourenpartner.


Fazit

Naja wie das mit solchen Beiträgen eben so ist, scheint es immer ein Fazit zu benötigen. Ich würde mal sagen das Fazit ist, lest euch den Beitrag durch und bildet euch eine eigene Meinung was ihr gut und was ihr schlecht findet. Am Ende kommt es ja darauf an für was ihr damit vorhabt und wohin es damit gehen soll!

Zusatzinfo

Einen netten Auswahlguide für Felle bietet Contour: Link

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